Der südliche Ozean und die Insel Südgeorgien
Geografie und Klima
Die Antarktis befindet sich am Südpol unseres Planeten und ist vom Südlichen Ozean umgeben. Das Wasser fließt dort im Uhrzeigersinn um die Antarktis. Diese kalte Meeresströmung (Antarctic Circumpolar Current – ACC) ist vom wärmeren subantarktischen Wasser durch die antarktische Konvergenz getrennt. An dieser Grenze sinkt das kalte Wasser (-1°C im Winter, – 4°C im Sommer) um 800 m in die Tiefe. Der Temperaturunterschied zwischen dem kalten antarktischen und dem wärmeren subantarktischem Wasser erzeugt entlang der Konvergenz oft Nebel.
Diese Grenze trennt auch Flora und Fauna. Insbesondere findet man den antarktischen Krill, eine wichtige Nahrungsquelle für Wale, Robben, Pinguine und Fische, nur südlich der Antarktischen Konvergenz.
Die Insel Südgeorgien liegt im Antarctic Circumpolar Current südlich der antarktischen Konvergenz. Sie ist Teil des Britischen Überseeterritoriums „South Georgia and the South Sandwich Island“. Die Insel ist 35 km breit und 165 km lang und befindet sich ungefähr bei 54 Grad südlicher Breite und 36 bis 38 Grad westlicher Länge. Südgeorgien ist von Bergen bedeckt. Der höchste Berg ist mit 2935 m der Mount Paget.
Die Temperaturen auf Südgeorgien sind im dortigen Sommer mit den Temperaturen im deutschen Winter vergleichbar – d.h um den Gefrierpunkt. Das Wetter auf der Insel Südgeorgien ist oft sehr windig. Auf der Lee-Seite der Berge führt dies manchmal zu Turbulenzen und stehenden Wellen mit Stapeln von linsenförmigen Wolken (Lenticularis).
Ein zweites charakteristisches Wetterphänomen für Südgeorgien sind katabatische Winde. Über schnee- und eisbedeckten Bergen sammelt sich kalte Luft. Diese kalte Luft fließt dann plötzlich wie eine Lawine nach unten zur Küste und erzeugt dort starke Winde, in denen man kaum stehen kann.
Dieses Seeelefantenkalb lag bei nahezu windstillem Wetter am Strand.
Fünf Sekunden später kam ein katabatischer Wind auf, in dem ich kaum stehen konnte. Der Wind riss den Sand mit sich und verursachte so einen katabatischen Sandsturm. Das Seelefantenkalb drehte seinen Kopf in Richtung Meer. Glücklicherweise stand ich mit dem Rücken zu Wind, so dass ich weiter fotografieren konnte.
Seevögel
Auf der Schiffsfahrt zur Insel Südgeorgien folgen verschiedene Seevögel den Schiffen. Oft sieht man den Schwarzbrauenalbatros, den man leicht an den dunklen Federn am Auge erkennen kann. Wie alle Albatrosse ist auch der Schwarzbrauenalbatros eine Röhrennase. Auf dem Schnabel befindet sich auf jeder Seite eine Röhre mit einer Salzdrüsen. Durch sie scheidet der Vogel aufgenommenes Salz als eine salzige Lösung ab.
Der Schwarzbrauenalbatros lebt in der Subantarktis und auf Südgeorgien. Mit einer Flügelspannweite von 210-250 cm und 3-5 kg Gewicht nutzt er die starken Winde an der Oberfläche des Ozeans zu einem nahezu mühelosen Flug. Schwarzbrauenalbatrosse jagen Fische, Quellen, Tintenfische und Krebstiere.
Schwarzbrauenalbatrosse beginnen ab einem Alter von etwa 10 Jahren in Kolonien zu brüten. Ein Paar kann jedes Jahr ein Junges aufziehen. Die Brutzeit dauert von September bis in den März. Die Küken werden Ende April oder im Mai flügge. Schwarzbrauenalbatrosse können 30 Jahre und älter werden.
Wie ihre Verwandten sind sie durch die Langleinenfischerei gefährdet, bei der mehr als 100 km Leinen mit Haken und Ködern versehen werden. Verschlucken Albatrosse die Köder, so sind sie gefangen, werden unter Wasser gezogen und ertrinken.
Mit einer Flügelspannweite von 250 cm bis 350 cm hat der Wanderalbatros die größte Flügelspannweite aller lebenden Vögel und können 60 Jahre leben. Sie sind hauptsächlich weiß und haben einen hell-rosa Schnabel. Die Oberseite und Teile der Unterseite der Flügel sind schwarzbraun. Ab einem Alter von etwa 11 Jahren bilden sie eine lebenslange Partnerschaft und legen im Dezember ein einzelnes Ei. Das Ei wird abwechselnd vom Männchen und Weibchen bebrütet und das Küken schlüpft im März. Im November oder Dezember wird das Küken flügge. Wanderalbatrosse brüten hauptsächlich auf Südgeorgien sowie den Crozetinseln, dem Kerguelen-Archipel und den Prinz-Edward-Inseln im Indischen Ozean.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Riesensturmvögeln, die sich an der Farbe der Schnabelspitze unterscheiden lassen. Nördliche Riesensturmvögel haben rote und Südliche Riesensturmvögel ein grüne Schnabelspitze. Mit 180 cm – 210 cm haben Riesensturmvögel eine etwas kleinere Flügelspannweite als Schwarzbrauenalbatrosse. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Aas sowie jungen oder kranken Tieren. In der Zeit von August bis November legen sie ein einzelnes Ei. Die Küken werden zwischen März und Mai flügge. Riesensturmvögel brüten auf subantarktischen und antarktischen Inseln und auf dem antarktischem Kontinent.
Eine andere Art Röhrennasen, die den Schiffen ein kleinen Gruppen folgen, sind Kapsturmvögel. Mit 80 cm Spannweite und 500 g Gewicht sind sie viel kleiner als Albatrosse und Riesensturmvögel. Sie haben einen schwarzen Kopf, einen schwarzen Schnabel und schwarze Füße, einen weißen Bauch und eine schwarz-weiß gefleckte Oberseite. Ihre Nahrung besteht aus Krill und anderen Krebstiere, aber auch aus Fisch und Tintenfisch. Sie brüten als einzelnes Paar, in Gruppe oder Kolonien bis 2000 Brutpaaren. Im November legen sie ein einzelnes Ei. Das Küken wird im März flügge. Kapsturmvögel brüten auf subantarktischen und antarktischen Inseln und auf dem antarktischem Kontinent.
Auch Schneesturmvögel sind Röhrennasen. Ihr Gefieder ist vollständig weiß und bietet damit im Schnee und Eis eine gute Tarnung. Schnabel, Augen und Füße sind schwarz. Mit 75 cm Spannweite und bis zu 450 g Gewicht sind sie etwas kleiner als die Kapsturmvögel. Schneesturmvögel leben und brüten hauptsächlich auf dem antarktischen Kontinent, aber auch auf der Insel Südgeorgien. Man kann sie häufig in der Nähe von Gletschern und schwimmenden Eis beobachten. Schneesturmvögel legen im November oder Dezember ein einzelnes Ei. Das Junge wird zwischen Februar und May flügge.
Pinguine
Königspinguine sind fast einen Meter groß, haben einen schwarzen Kopf, einen weißen Bauch und einen silbergrauen Rücken. Rund um ihre Ohren und am Hals ist ihr Gefieder golden-orange. Königspinguine fressen hauptsächlich aus Fisch und Tintenfisch.
Die Strände auf der Insel Südgeorgien sind ein idealer Platz zur Aufzucht ihres Jungen. Dort brüten die Pinguine in kleinen Kolonien von einigen Dutzend bis zu großen Kolonien mit mehreren hunderttausend Pinguinpaaren. Ihr einziges Ei brüten sie 8 Wochen lang auf ihren Füßen aus, bis ein kleines braunes Küken schlüpft. Fünf Wochen später wechselt das Küken für weitere 45 Wochen in eine Gruppe von Küken, den sogenannten „Kindergarten“, in dem es von seinen Eltern gefüttert wird. Da der Brutzyklus insgesamt länger als ein Jahr ist, können Königspinguine bestenfalls zwei Küken in drei Jahren aufziehen.
Königspinguine findet man auf verschiedenen antarktischen und subantarktischen Inseln.
Wie andere Pinguine bewegen und jagen auch Königspinguine typischerweise in Gruppen.
Stoßen sie – z.B. bei der Rückkehr von der Jagd – auf ein Hindernis, so bleibt die Gruppe meist stehen und wartet ab. Verschwindet das Hindernis oder wird die Wartezeit zu lang, bewegt sich einer der Pinguine weiter und die anderen Pinguine der Gruppe folgen ihm.
Haben Pinguine einen Erfolg erreicht, z.B. ein Hindernis überwunden oder einen Feind verjagt, so machen sie durch ein Trompeten mit zu Himmel gerichteten Schnabel auf sich aufmerksam.
Mit bis zu 90 cm Körpergröße sind Eselspinguine etwas kleiner als Königspinguine. Sie haben einen schwarzen Kopf und einen schwarzen Rücken, einen orange-roten Schnabel sowie eine weiße Vorderseite, weiße Ringen um die Augen und einen weißen dreieckigen Fleck über jedem der beiden Augen. Ihre Füße sind hell-rosa. Ihre typischen Kontaktrufe erinnern an das Iah eines Esels.
Wie alle Pinguine bewegen und jagen sie in kleinen Gruppen. Ihre Nahrung besteht aus Krill und anderen Krebstieren, aus Fisch und Tintenfisch. Im Sommer zieht ein Paar typischerweise zwei Junge auf.
Eselspinguine brüten auf der antarktischen Halbinsel und verschiedenen antarktischen und subantarktischen Inseln.
Zügelpinguine haben ein weiße Vorderseite, eine schwarze Rückseite und einen charakteristischen Zügel am Kinn. Sie sind ungefähr 53 cm groß. Ihr Futter besteht im Wesentlichen aus Krill, aber sie fressen auch Fisch und andere Krebstiere. Zügelpinguine legen zwei Eier in eine kleine Kuhle. Ihre Küken schlüpfen 30-40 Tage später, bleiben weiter 20 Tage im Nest und für 50-60 Tage in einem Kindergarten.
Goldschopfpinguine sind 70 cm groß, haben eine weiße Vorderseite sowie einen schwarzen Kopf und eine schwarze Rückseite. Ihre Augen sind rot. Auf ihrer Stirn haben sie einen charakteristischen goldgelben Federbusch.
Goldschopfpinguine fressen Krill, Fisch und Tintenfisch. Sie legen im November zwei Eier, aber ziehen normalerweise nur ein Küken auf. Dieses wird im Februar oder März flügge.
Felsenpinguine brüten an steilen Hängen auf subantarktischen Inseln wie den Falklandinseln. Ihren englischen Namen „Rockhopper Penguins“ verdanken sie ihren typische Sprüngen, mit den sie sich bergab bewegen. Mit 45 cm sind sie deutlich kleiner als die Goldschopfpinguine, haben aber auch rote Augen. Über jedem Auge haben sie gelbe Federn, jedoch haben sie keine gelbe Befiederung auf ihrer Stirn. Ihre Füße sind hell-rosa und haben schwarze Sohlen. Sie fressen Krill, andere Krebstieren und Fisch. Ein Paar zieht jedes Jahr bis zu zwei Küken auf.
Magellanpinguine leben in Südamerika und auf den Falklandinseln, Mit 55-70 cm Größe sind sie deutlich größer als die Felsenpinguine. Abgesehen von der rosa Haut in der Nähe ihrer Augen sind sie nur schwarz und weiß. Sie haben eine weiße Brust mit einem schwarzen Band und ein weiteres schwarzes Band an ihrer Kehle. Auf jeder Seite ihres schwarzen Kopfes haben sie ein c-förmiges weißes Band. Magellanpinguine fressen hauptsächlich Fisch, aber auch Tintenfisch und Krebstiere. Sie brüten in Höhlen, unter Büschen und in Vertiefungen. Jedes Paar legt zwei Eier und zieht bis zu zwei Küken auf.
Robben
Antarktische Seebären sind Ohrenrobben, d.h. man sieht ihre Ohren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie in Südgeorgien durch die Jagd fast ausgestorben. Die Bestände haben sich inzwischen aber so stark erholt, dass man einige Strände – wegen des agressiven Verhaltens der Männchen – in der Brutsaison nicht mehr betreten kann. Männliche Seebären werden bis zu 2 m lang und wiegen bis zu 200 kg. Von November bis Januar besetzen sie kleine Strandabschnitte (20 m² – 60 m²), um sich dort mit den Weibchen zu paaren, die bis zu 1,5 m lang sind und bis zu 50 kg wiegen. Die besten Territorien befinden sich nahe am Ozean. Die Männchen verteidigen ihre Territorien aggressiv gegen andere Männchen und andere Eindringlinge wie Menschen. Die Bisse von antarktischen Seebären sollen gefährliche Infektionen verursachen.
Südliche Seeelefanten sind Hundsrobben. Seeelefantenbullen sind mit bis zu 4,5 t Gewicht und bis zu 5 m Länge die größten Robben. Nur die Seeelefantenbullen haben die charakteristische lange Nase. Seeelefantenkühe sind mit bis zu 1000 kg Gewicht und 3 m Länge deutlich kleiner als die Bullen. In der Paarungszeit leben die Seeelefantenbullen als Strandmeister mit einem Harem von bis zu mehr als 30 Kühen zusammen. Während dieser Zeit fressen sie nicht, sondern verteidigen bei Bedarf ihr Harem. Die Kühe kommen im September und Oktober an den Strand und kurze Zeit später werden ihre schwarzen Jungen geboren. Mit der fettreichen Milch der Kühe wächst ihr Gewicht in 23 Tagen von 40 kg auf 120-180 kg. Dann werden die Kühe erneut fruchtbar, paaren sich mit dem Strandmeister und verlassen ihre Kälber. Die Kälber werden dann silbergrau und erhalten 4-6 Wochen keine Nahrung – während dieser Zeit werden sie im Englischen weaner (von to wean: abstillen, entwöhnen) genannt. Diese entwöhnten Kälber leben in Gruppen am Strand und sind sehr neugierig – vermutlich suchen sie nach ihrer Mutter. Man muss sehr aufpassen, um nicht von den Kälbern eingekreist zu werden. Nach 4-6 Wochen wechseln die Kälber ihr Fell, lernen zu schwimmen und zu jagen.
abstillend; entwöhnend